Ziel des Projekts ist es, afghanischen Mädchen, die von der Schule ausgeschlossen sind, eine Möglichkeit zu bieten, um ihre Ausbildung fortzusetzen. Die Mädchen ab der 6. Klasse, die seit der Machtübernahme durch die Taliban im August 2021 nicht mehr zur Schule gehen, erhalten die nun Möglichkeit, ihre Ausbildung in ihren Dörfern im Rahmen des Programms »Home Based Schooling« und unter dem Motto »Niemand wird zurückgelassen« fortzusetzen.
Ausgangslage
In Afghanistan gab es im Jahr 2021 große Rückschläge im Bildungsbereich, angefangen von der Covid-19-Pandemie bis hin zu einem drastischen Wandel des Regierungssystems. Der zwei Jahrzehnte währende Krieg, den die USA und ihre Verbündeten gegen die Taliban geführt haben, endete im August 2021 mit der Machtübernahme der Taliban Afghanistan. Der afghanische Bildungssektor ist unter der Taliban-Herrschaft stark in Mitleidenschaft gezogen worden und die seit 2001 erzielten Fortschritte gehen verloren (Anstieg der Zahl der Grundschüler:innen von 2001–2015 von 0,9 Millionen auf 9,2 Millionen; Anteil der Mädchen an der Einschulung von 0 auf 39 %). In den letzten zwanzig Jahren der Republik konnten mehr Frauen als je zuvor eine Schule besuchen, auch über die 6. Klasse hinaus, und viele Frauen waren in der Lage, einen Hochschulabschluss zu erwerben. Trotz des Versprechens, Schulen für Frauen zu öffnen, haben die Taliban ihren Kurs geändert und entschieden, dass Frauen nur bis zur 6. Klasse zur Schule gehen dürfen. Für die meisten Mädchen im Teenageralter ist es schon ein Jahr her, dass sie nicht mehr zur Schule gegangen sind.
Kurzbeschreibung des Projekts
Das Programm wird vorerst als Pilotprojekt in der Provinz Bamyan durchgeführt. Es wird in enger Abstimmung mit den Ältesten und Mitgliedern der Gemeinde gestartet, da es ohne ihre Unterstützung nicht möglich ist, das Projekt umzusetzen und das gewünschte Ziel zu erreichen. Auf lokaler Ebene gibt es viele professionelle Lehrer, da in den letzten 20 Jahren viele die Gelegenheit ergriffen haben, ihre Hochschulausbildung abzuschließen – vor allem Frauen, und haben in ihren Dörfern und Provinzen eine Karriere als Lehrer:in begonnen. 100 Mädchen, die die 6. Klasse besuchen, werden durch das »Home Based Schooling Program« eine hochwertige Ausbildung erhalten. Es wird zwei Standorte geben, an denen jeweils 50 Schülerinnen unterrichtet werden. An jedem Standort werden zwei Klassen mit 25 Schülerinnen und zwei Lehrern unterrichtet. Der Unterricht findet an sechs Tagen die Woche statt und dauert 4 Stunden pro Tag. In enger Abstimmung mit den örtlichen Ältesten werden für jeden Standort zwei professionelle und talentierte Lehrerinnen eingestellt, die für die Durchführung des Unterrichts verantwortlich sind. Der Lehrplan wird sich an Schulfächern und -büchern orientieren, wobei der Schwerpunkt auf naturwissenschaftlichen Fächern wie Chemie, Physik, Biologie und Mathematik sowie Englisch liegen wird. Es wird darauf geachtet, dass die beiden eingestellten Lehrerinnen Fachleute in den oben genannten Fächern sind. Das Klassenzimmer wird bei der Lehrkraft zu Hause oder bei einem anderen Gemeindemitglied eingerichtet; sie werden mit den erforderlichen Materialien wie Whiteboard, Marker und Flipcharts ausgestattet. Den Schülerinnen werden die erforderlichen Schreibwaren und Bücher zur Verfügung gestellt.